Los ging unsere 10-tägige Reise am Busbahnhof von Buenos Aires. Von dort fuhren wir ca. 20 Stunden bis Puerto Madryn an der Atlantikküste. Puerto Madryn ist bekannt für die Wale, die dort in der Bucht leben und die anderen Tiere wie z.B. Pinguine, Seelöwen oder Orcas. Wir wollten natürlich unbedingt die Wale sehen! Am ersten Tag liehen wir uns zwei Fahrräder und fuhren zum "Punto Lomo", ca. 17km von Puerto Madryn entfernt. Der Weg führte über Schotterpisten am Meer entlang, wirklich nicht so toll, doch schließlich hatten wir es doch geschafft! Am Punto Lomo gibt es eine Seelöwenkolonie, die man dort von zwei Aussichtspunkten aus beobachten kann. War sehr toll, die mal live zu sehen in ihrer natürlichen Umgebung! Dazu die schöne Landschaft mit den steilen Klippen, dem tiefblauen Meer und der strahlenden Sonne. Wir hielten von dort oben schon die ganze Zeit Ausschau nach Walen, doch leider hatten wir noch kein Glück. Normalerweise kann man sie nämlich vom Strand aus auch schon sehen! Auf dem Heimweg hatte die Steffi dann leider einen Platten! Unser Besitzer vom Hostel hatte uns vorsorglich zwar eine Pumpe und zwei Schläuche mitgegeben doch das hilft 2 deutschen Mädels nicht viel, wenn der Ernstfall eintritt. Deshalb baten wir Bauarbeiter, die gerade die Straße reparierten (dringend nötig!!) um Hilfe. Bis wir uns versahen saßen wir irgendwo neben einer Schotterpiste in Südamerika in einem kleinen Bauwagen der Arbeiter und es wurde uns ein neuer Schlauch aufgezogen. Vogelwild echt! War ein gelungener erster Tag und dann kam den Tag darauf schon unser Highlight: Die Wale!
Am nächsten Tag gings mit dem Bus in der Früh los nach Puerto Píramides auf der Península Valdés, einer Halbinsel vor Puerto Madryn, wo die ganzen Tiere leben. Die Halbinsel ist geschützt und gehört zum UNESCO-Welterbe. Puerto Píramides ist ein kleines Örtchen am Strand, von dort starten die ganzen Waltouren, weil die Wale dort direkt vor der Küste leben. Sie kommen dort jedes Jahr von Juli-Dezember her und ziehen dort ihre Jungen auf. Die Population beträgt über 1000 Exemplare, fast nirgends auf der Welt kann man die Glattwale so gut beobachten wie hier. Es wehte eine steife Brise, darum zogen wir alles an was ging, bevor wir aufs Meer fuhren mit einem kleinen Boot. Und dann war es endlich soweit: Bereits 10 Minuten vom Strand entfernt tauchten die ersten Glattwale direkt vor uns auf. Unglaublich! Wohin man seinen Blick auch richtete sah man Flossen, Fontänen oder sogar hochspringende Wale! Zum Teil schwammen sie direkt neben unserem Boot her oder untendurch. Das war eine einmalige Erfahrungen, diesen riesigen Tieren so nah zu sein! Und wir haben so viel gesehen, bestimmt 100! Ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hinschauen sollte. Das hätte ich nie gedacht, dass man sooo viele sieht. Wow! Das war wirklich ein einzigartiges Erlebnis für uns.
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Am Strand von Puerto Píramides |
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Das Örtchen Puerto Píramides |
Weiter führte uns unsere Reise mit dem Bus über Rio Gallegos nach El Calafate. Calafate ist ein nettes Städtchen in den Anden, die Hauptattraktion hier ist der 80km entfernte Perito-Moreno Gletscher. Das haben wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen. Schon allein die Anfahrt zum Gletscher ist ein Erlebnis: raue Landschaft, patagonische Steppe, einsame estancias und schneebedeckte Berge und davor der türkisschimmernde Lago Argentino. Wir hatten schon wieder strahlenden Sonnenschein! Im Nationalpark (ebenfalls UNESCO-Welterbe) angekommen, unternahmen wir zuerst eine Bootstour an die Südseite des Gletschers. Das war so beeindruckend: Der Gletscher ragte 30 Meter senkrecht vor uns empor, man konnte die eisblauen Gletscherspalten sehen und die Zacken und Formen des Eises bewundern. Eine tolle erste Perspektive! Danach ging es weiter zu den Balkonen, Holzstegen die um den Gletscher herumführen. Von dort hat man einen Wahnsinns-Ausblick von oben und auf alle Seiten des Gletschers. Es ergab sich ein imposantes Bild. Wenn man ein bisschen wartete, konnte man richtig hören, wie der Gletscher "arbeitete": immer wieder ein lautes Knacken und Krachen wenn eine Eisscholle abbrach und in den See stürzte. Ein einmaliges Naturschauspiel! Der Perito Moreno ist übrigens einer der wenigen Gletscher weltweit, die nicht schmelzen, dafür aber sogar wachsen. Er ist ein wichtiger Tourismusfaktor in der Region, weil er so leicht zugänglich ist. Er ist 30km lang, 5km breit und 60m hoch, wobei sich ein Großteil der Masse unter dem Wasser befindet.
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Bootsfahrt zur Südseite des Gletschers |
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Blick auf die Nordseite |
An unserem letzten Tag in Calafate haben wir vormittags einen Spaziergang entlang am Lago Argentino und am Nachmittag eine Reittour in die umliegenden Berge gemacht. Auf der Reittour waren nur wir beide und 2 Gauchos, super! :) Wir sind sogar getrabt und galoppiert, obwohl Steffi gar nicht reiten kann! Kein Problem hier, kann man ja mal versuchen! :D War natürlich ein super Gefühl für mich als alte Reiterin in der einsamen Wildnis der patagonischen Steppe zu Reiten und den Ausblick auf die umliegenden Andengipfel, den See und Calafate zu genießen. Da hat man sich richtig frei gefühlt und Buenos Aires war meilenweit entfernt. So leer und verlassen dieses Land. War sehr schön, dass Steffi sich getraut hat mitzukommen und mich zu begleiten! :) Das war ein schöner Ausklang unseres Aufenthaltes in El Calafate, bevor es morgen in die "Hauptstadt des Trekking", nach El Chaltén am Fuße des Fitz-Roy-Massives geht.
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Unterwegs mit den Gauchos |
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Am Lago Argentino |
Die letzte Station unserer Reise führte uns über eine 2h-Busfahrt durch die Wildnis ins Dörfchen "El Chaltén". Chaltén hat ca. 1.500 Einwohner und lebt ausschließlich vom Trekking-Tourismus. Das Dorf ist das jüngste in Argentinien, wurde erst 1985 für den Tourismus gegründet, um den Wanderern eine bessere Ausgangsposition für Touren um das Fitz-Roy-Gebirge zu ermöglichen. Ohne das Dorf war schon die Anfahrt stundenlang, bevor die Tour überhaupt losgehen konnte. Chaltén ist ein sehr verschlafenes Nest und besteht ausschließlich aus Hostels, Geschäften und Restaurants für die Touristen, die hier aus aller Welt anreisen, um eine der schönsten Wander- und Trekkingwege der Welt zu begehen, die hier direkt vor dem Dorf beginnen. Das Fitz-Roy-Massiv ist bekannt für seine unberechenbaren Wetterverhältnisse, die starken Winde und den wolkenverhangene Himmel. Davon merkten wir Glückspilze mal wieder nichts! Wir hatten strahlend blauen Himmel, Sonne und fast keinen Wind. Sogar die Ranger vom Nationalpark meinten, solche Tage könne man hier an einer Hand abzählen! Was für ein Glück, die meisten Menschen sehen den Fitz Roy überhaupt nicht, weil er verhangen ist! Wir hatten zwar keine tolle Wanderausrüstung wie die meisten anderen hier (nur Turnschuhe und Leggins), doch wir wagten uns trotzdem an die zwei größten Touren. Doch am ersten Tag hatten wir nur noch ein paar Stunden, darum erkundeten wir erstmal die einfachen, kürzeren Wege. Zuerst waren wir bei zwei Aussichtspunkten: "Los Condóres" und "Las Aguilas". Vom ersten aus konnte man auf den Fitz Roy sehen und vom zweiten auf den Lago Vieda. Am nächsten Tag brachen wir dann gleich zur schwersten Route zum "Laguna de los Tres" auf. Diese Wanderung hat 22 Kilometer und wir haben 9h gebraucht. Doch wenn man das letzte, schwere, steile Stück meistert, wird man mit einem atemberaubenden Blick auf eine Lagune und direkt dahinter mit dem Fitz Roy belohnt. Nicht mal dort oben wehte ein Lüftchen, sodass wir in Ruhe pausieren konnten vor dem Abstieg. Die Landschaft war zu jedem Zeitpunkt atemberaubend: blaue Seen, bunte Gräser, steile Felsen und immer den Fitz Roy im Blick!
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Auf dem Weg zur Laguna de Los Tres |
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Steffi und ich am Ziel! Vor der Laguna de los Tres! Was für ein Glück mit dem Wetter! |
Da das Wetter am nächsten Tag nochmal genauso schön war, machten wir uns auf an die zweite große Tour, zur "Laguna Torre". Von dort kann man den Nachbarberg des Fitz Roy sehen, was von der Laguna de los Tres nicht möglich war. Der Weg war fast genauso lang, aber einfacher, da keine steilen Anstiege dabei waren. Er führte wieder vorbei an Tälern, Felsen, Flüssen und Steppen, immer näher an den Cerro Torre. Nach 3h waren wir dann da. Zuletzt besteigt man eine kiesige Anhöhe und danach kann man mal wieder staunen, denn dann sieht man die Laguna Torre mit dem Cerro Torre im Hintergrund in ihrer ganzen Schönheit direkt vor sich. Was für ein Anblick! Wir haben echt nur Highlights in Patagonien! :) Der Cerro Torre hat eine ganz andere Form als der Fitz Roy und das Wasser der Lagune war schon aufgetaut, was es fast noch ein bisschen schöner machte. Da das Wetter wieder perfekt war, chillten wir erst mal 2h an der Lagune und tankten Sonne und die frische Bergluft. Perfekt. Damit war unser Aufenthalt in El Chaltén auch schon zu Ende. Am Sonntag gings mit dem Flugzeug von El Calafate zurück in den Großstadtdschungel von Buenos Aires. Es waren beeindruckende 10 Tage, die ich sicher nie vergessen werde! Wale und Seelöwen in Puerto Madryn, Gletscher und Reiten in Calafate und zuletzt unsere Wandertouren rund um den Fitz Roy. Wir werden Patagonien vermissen.
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Laguna Torre |